Aus Backstübchens Heimweh-Küche: Heute mit [Schwäbischem] Kirschenmichel und Gedanken zum wohlig-warmen Heimatgefühl.

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In unserem vergangenen Post haben wir euch auf eine Reise in die Toskana mitgenommen. Mit einigen Urlaubserinnerung und einer guten Portion Fernweh. Damit ist jetzt Schluss. Zumindest für heute. Heute drehen wir nämlich den Spieß um und nehmen euch mit in unsere Heimat. Passend dazu gibt es eines meiner Lieblingsrezepte aus meiner Kindheit: Kirschenmichel. Aber dazu später mehr.

Der liebe Flo und ich sind in den vergangenen sechs Jahren insgesamt fünf Mal umgezogen. Mal haben wir uns mehr, mal weniger wohl gefühlt in unserer neuen "Heimat". In eine neue Stadt zu ziehen bedeutet immer, Neues kennenzulernen. Mit großen Augen durch die Straßen zu ziehen und sich von den vielen kleinen und großen Veränderungen mitreißen zu lassen. Ein aufgeregtes Herzpochen, das uns begleitet, wenn wir zum ersten Mal unsere neue Arbeitsstelle betreten. Und ein Lächeln, dass uns am Abend über das Gesicht huscht, wenn wir daran denken, wie schön es ist, sich wie in einem Abenteuer immer wieder in Unentdecktes und Neues stürzen zu können. Wieder neue Seiten der neuen Stadt kennengelernt zu haben. Neue Lieblingsplätze und neue Freunde gefunden zu haben.  

Ein Umzug bedeutet aber auch, lieb gewonennes zurückzulassen. Sich von Freunden zu verabschieden, den Kloß im Hals herrunterzuschlucken. Abschiedsschmerz, Erinnerungen, Wehmut. Wieder neu anfangen, wieder das Leben ein Stückweit neu ordnen. Viele Fragen schwirren uns dann durch den Kopf: Könnten wir uns hier für immer wohl fühlen? Kann die neue Stadt zur neuen Heimat werden, und nicht nur zu einem Zuhause auf Zeit?

Etwas, was uns bei all den glücklichen, fröhlichen, schmerzlichen oder wehmütigen Gedanken herrlich hilft, nachdenken zu können, ist ein Gericht aus unserer Kindheit. Denn egal wo es uns im Leben noch hinverschlagen wird: die Stadt, in der wir aufgewachsen sind, bleibt unsere Heimat. Und die Erinnerungen, die wir damit verbinden, rufen ein Gefühl der Geborgenheit hervor. Und Essen, meine Freunde, kann das ganz besonders gut: ein Stück wohlig-warme Heimat auf den Teller holen, egal wo man gerade sitzt. 

In den kommenden Wochen und Monaten möchten wir euch deshalb immer wieder unsere Heimweh-Rezepte vorstellen. Unser Backstübchen wird dann zum Heimatstübchen. Es geht zurück zu den Wurzeln.  

Den Anfang macht heute der Kirschenmichel. Eine Süßspeise, die in unserer süddeutschen Heimat gerne zubereitet und gegessen wird. Ob als Nachtisch oder als volle Mahlzeit. Ein einfaches und schlichtes Rezept. Ohne viel Schnickschnack aber mit ganz viel Heimatliebe.  


Das Rezept. 

[Schwäbischer] Kirschenmichel

(Zutaten für eine große oder vier kleine Auflaufförmchen) 

Für den Kirschenmichel: 
500 g Kirschen
200 g Weißbrot (gerne auch schon ein paar Tage alt)
200 ml Milch
3 Eier
80 g Butter
80 g  Zucker

30 g gehobelte Mandeln oder Mandelstifte 
1 TL Zimt
1 Prise Salz

Butter und Semmelbrösel für die Form/Förmchen 
Puderzucker zum Bestreuen

Zubereitung

Kirschen waschen und entsteinen. 

Eine große oder vier kleine Aufflaufförmchen mit Butter ausfetten, mit Semmelbröseln ausstreuen. 

Weißbrot in Scheiben schneiden, mit Milch begießen und einweichen lassen. 

Die Eier trennen. Die Eigelbe mit Butter und Zucker schaumig schlagen. 

Eiweiß mit einer Prise Salz steif schlagen. 

Die eingeweichte Brotmasse mit der Butter-Zucker-Mischung vermengen, Mandelblättchen und Zimt untermischen. 

Das aufgeschlagene Eiweiß unterheben, Kirschen untermengen. 

Die Masse in die Form[en] füllen und bei 175 °C für etwa 40-50 Minuten im Ofen backen.

Unser Tipp: Am besten schmeckt der gute Kirschenmichel lauwarm. Wer möchte, kann ein Portiönchen Vanilleeis oder Vanillesoße dazu genießen.

Wir wünschen euch sonnige Zeiten und freuen uns über Rezepte und Gerichte, die euch an eure Heimat und Kindheit erinnern. 

Eure Madeleine & euer Flo. 

Parmesan-Kekse mit Oregano und Meersalz. Wir nehmen euch mit in die Toskana und schwelgen in Erinnerungen.

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Es gibt Orte, Plätze und Landschaften auf dieser Welt, die sind so schön, dass man am liebsten jede Nacht von ihnen träumen möchte. Einige davon habe ich in diesem Jahr kennenlernen dürfen. Flo und ich haben uns in diesem Jahr nämlich dazu entschlossen, unseren Urlaub in der Toskana zu verbringen. Nennt mich kitschig oder einfach nur hoffnungslos verliebt, aber ich habe selten solch schöne Flecken Erde gesehen, wie auf unserer Reise durch Weinberge, endlos weite Sonnenblumenfelder, historische Städte und längst verlassene Plätze. 

Die Toskana strotz nur so vor Dolce Vita. Morgens treffen sich die Frauen auf den Märkten in der Stadt, abends wird an den Tischen der Trattorias wild gestikuliert. Da sind die nervös  hupenden Autofahrer, die sich durch die engen Gassen ihrer historischen Städte schlängeln. Alte Frauen und Männer, die tagsüber auf Plastikstühlen vor ihren Häusern sitzen und sich in Gesellschaft ihrer Nachbarn suhlen. Im Westen ist das Meer, im Osten die Berge. Wer in Pienza oder Perugia ein Gläschen Wein trinkt, fühlt sich für einen kurzen Moment selbst wie ein Italiener. Wer nach Assissi kommt, spürt im Herzen den Pilgerer. Und wer durch die Gassen von Arezzo schlendert, hat das Gefühl, in einer Filmkulisse festzustecken. "La vita è bella!" möchte man dort auf der Piazza Grande stehend laut ausrufen. Das Leben ist schön! Wie im gleichnamigen Film, den Roberto Benigni in dieser wunderschönen Stadt gedreht hat. 


Es waren Momente des Glücks und der Zufriedenheit, die uns durchströmten, als wir in unserem Auto selbst duch die engen Gassen und über hügeligen Feldwege gekurvt sind. Am liebsten hätten wir von diesem Fleckchen Erde alles eingepackt und mit nach Hause genommen, was uns über den Weg lief. Immerhin haben es am Ende zahlreiche Weine, vier Sorten Käse, ein altes rustikales Holzbrettchen, Essig, Öl, Gewürzmischungen und ein Olivenbäumchen in die Heimat geschafft. Letzteres steckte auf der rund siebenstündigen Fahrt von der Küste nach Ulm relativ bemittleidenswert zwischen Koffern, Plastiktüten und Schuhen auf der Rückbank fest. Die lange Fahrt hat es trotzdem überstanden. Und so genießen wir seit unserem Urlaub auch auf unserem Balkon ein wenig toskanisches Flair.

Bei so viel Urlaubserinnerung wird uns gleich wieder ganz warm ums Herz. Am liebsten würden wir sofort unsere Koffer packen, uns ins Auto setzen und losdüsen. Vielleicht würden all diese magischen Erinnerungen dann aber auch an Zauber verlieren. Schließlich schmeckt der überteuerte Wein, den wir in Montepulciano zwischen tausenden Asiaten geschlürft haben, in unseren Gedanken noch viel edler. Und das Eis, dass uns der wild gestikulierende Giorgio im kleinen Lucignano in den Becher gekratzt hat, noch viel fruchtiger und cremiger.  

Ein wenig Italien möchten wir uns und euch heute aber trotzdem gönnen. Nämlich mit diesen knusprigen Parmesan-Keksen mit Oregano und Meersalz. Toskana zum Snacken, sozusagen. Perfekt zu einem feinen Gläschen Rotwein an lauen Sommerabenden. Wenn auch nach keinem traditionell italienischen Rezept, dann wenigstens mit vielen italienischen Zutaten.



Das Rezept.

Parmesan-Kekse mit Oregano und Meersalz 

Für die Kekse: 
125 g Weizenmehl
2 EL Oregano (gehackt)
80 g Parmesan
115 g gesalzene Butter (kalt und in Stücke geschnitten)
Salz, Pfeffer

Zubereitung

Mehl, Parmesan, Oregano und Butter in der Küchenmaschine oder mit dem Knethaken des Rührgeräts kurz verkneten, bis ein krümeliger Teig entsteht.   

Den Teig fest in eine Pie-Form ( Ø 20 cm) drücken. 

Im Ofen bei 160 °C etwa 30 Minuten backen, bis sich die Ränder goldgelb färben. Abkühlen lassen und in Stücke schneiden.  

Auf all die Erinnerungen, die wir mit uns tragen. 

Habt es schön, 
Eure Madeleine & Euer Flo.

Aprikosentarte mit Lavendel-Joghurt-Creme. Husch, husch ihr Früchtchen, ab ins Körbchen!

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Liebe Leute, der Sommer ist doch einfach herrlich. Nicht nur, weil es nichts Schöneres gibt, als bei strahlend blauem Himmel durch die Welt zu spazieren. Auch das Angebot an frischem Obst ist zu dieser Jahreszeit einfach unschlagbar.

Ich könnte wohl stundenlang über die Märkte bei uns in der Region schlendern und die Taschen und Körbe voll packen mit firschen Pfirsichen, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Nektarinen, Aprikosen und wie sie alle heißen. Bei so viel Frucht gibt es heute selbstverständlich wieder ein fruchtiges Rezept. Und weil sie mir beim Bummeln so schön orange-rot entgegengeleuchtet haben, konnte ich auch einfach nicht anders, als die süßen Aprikosen schnell ins Körbchen zu packen.


Kombiniert habe ich die Früchte mit Lavendel, der gerade so schön auf unserem Balkon blüht - und an dem sich nicht nur ich, sonderen auch zahlreiche Hummeln erfreuen. Womit wir heute bei einem weiteren Teil unserer kleinen Serie "Aus Backstübchens Kräutergarten" wären. Heute mit Teil 3, Lavendel. 

Aus Backstübchens Kräutergarten, Teil 3: Lavendel 


Die kleinen, dichten blau-violett- bis lilafarbenen Blüten enthalten wie die restlichen Pflanzenteile ätherische Öle und verströmen daher einen intensiven Duft. Kein Wunder also, dass auch Hummeln brutalst darauf abfliegen, oder? 

Anbau, Boden und Ernte: 
Beim Anpflanzen von Lavendel ist vor allem Geduld gefragt - er keimt erst nach 3 bis 4 Wochen. Am besten sät man ihn zwischen Juni und Juli aus. Man kann aber auch Stecklinge setzen. Lavendel ist sehr robust, relativ anspruchslos und bevorzugt einen sonnigen, trockenen Standort. Staunässe mag er allerdings nicht. Nach der Blüte, die etwa ab Anfang Juli beginnt, sollte man ihn zurückschneiden. 

Geschmack und Verwendung:
Lavendelblüten haben einen herben, blumigen Geschmack und sind perfekt, um Süßspeisen, Gebäck oder Salate zu aromatisieren. Natürlich kann aus frischen oder getrockneten Blüten auch feiner Schlaf- oder Beruhigungstee zubereitet werden. Ich finde ihn in Kombination mit Aprikosen ja besonders lecker.

Deshalb verrate ich euch heute eines meiner liebsten Lavendel-Frucht-Kombinationen: Aprikosentarte mit Lavendel-Joghurt-Creme. Ein Träumchen. 



Das Rezept.

Aprikosentarte mit Lavendel-Joghurt-Creme

(Zutaten für eine Tarteform, Ø 30 cm) 

Für den Boden: 
250 g Mehl
110 g kalte Butter
2 Eigelbe
100 g Zucker
2 EL Wasser (je nach Konsistenz)
eine Priese Salz

Für die Creme:
etwa 16 große Aprikosen
2 EL Lavendel
50 ml Schlagsahne
200 g Grieschicher Joghurt
60 g Zucker
2 Eier

Für die Garnitur: 
wer möchte: 
Mandelblättchen
Puderzucker

Zubereitung 

Mehl, Butter, Eigelbe, Zucker, Wasser und einer Prise Salz zu einem festen Teig verkneten. (Ist der Teig zu fest, noch etwas Wasser zugeben.) In Frischhaltefolie packen und für etwa 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Wer's eilig hat, kann ihn auch für 10 bis 15 Minuten ins Gefrierfach legen.

Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Eine Tarteform mit Butter ausfetten. Den Teig noch einmal kurz durchkneten und mit Mehl etwas größer als die Form ausrollen. Vorsichtig in die Form legen, am Rand gut festdrücken. Für 20 Minuten blind vorbacken. Dafür Backpapier auf den Boden legen und auf das Backpapier Hülsenfrüchte verteilen – so wird der Boden beschwert und kann nicht hochgehen. Nach dem Backen aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen.
 In der Zwischenzeit die Sahne mit 2 EL Lavendel aufkochen und anschließend 5 Minuten ziehen lassen. Dann wird der Geschmack intensiver.
Die Sahne durch einen Sieb passieren und mit dem Jogurth, Zucker und Eier verquirlen.

Die Aprikosen waschen, trockentupfen und halbieren. 

Die Lavendel-Joghurt-Creme auf den Tarte-Boden gießen und die Aprikosen darauf verteilen.

Die Tarte bei 180°C für rund 45 Minuten backen, aus dem Ofen nehmen und auskühlen lassen. Wer möchte, kann noch etwas Mandelblättchen und Puderzucker darüberstreuen.
Und fertig!



Wir wünschen euch noch einen schönen Sonntag! 
Eure Madeleine & Euer Flo.